14.07.2005 - Mittelmäßiges Frühstück ...
... in selbiger Hotelbar bietet der Morgen danach, diesmal ohne Fernbedienung zum International, eilig die Sicherheitsschleuse vom Crew Entree durchschritten, gleich mal alle Papiere liegengelassen. Das fällt dann noch rechtzeitig auf und ist gut so, freundliches Airportpersonal übergibt mir diese mit unvermeidlichem Grinsen. Eilmeldung aus Leipzig, Schengen außer Kraft, Nationalfeier in Frankreich, die deutsche Rennleitung spielt also wieder mit, ein bißchen komisch ist der Gag schon, natürlich glauben wir kein Wort. Stimmte trotzdem, auch das wussten wir natürlich nicht, die Terroranschläge in London deinstallierten zollfreie Flüge und Frankreich hat immer am Vierzehnten Geburtstag. Flugplan mit der ehrlichen Absicht am Destination zu landen, das hatten wir eher selten.
Start auf der 12L, Tiefflug neben der Piste mit Foto vom Fangseil, aber wir wissen ja noch nicht das wir gerade vom Flugzeugträger starten. Nordkurs, steigen auf Flugfläche 75, Überlegungen angestellt, wo eigentlich die Pullover sind. Das Land steigt stetig an, aber zumindest langsamer als wir. Allmählich verwandeln sich die Ebenen in faltige Ausläufer des Gebirges, am Horizont ist die Gipfelkette schon zu sehen. Wir wussten es, trotzdem überraschend, Flugfläche 75 reicht nicht, weitersteigen. Über die Gipfel kommen wir auch in 9500 Fuß nicht, weiche Kurven zwischen den Gipfeln der Pyrenäen. Große Schneeflächen haben den Sommer überstanden, die Sicht ist atemberaubend, Adieu Espagnol, Vive la France, rechts Andorra, eins der wenigen Länder welche komplett auf ein einziges Foto passen. Eine Schepperson wird letztmalig zusammengefaltet und landet nach schwungvollem Wurf hinten im Gepäckfach. Graue Felsen mit Geröllhalden unter den Gipfeln weichen grünen Berghängen. Später sinken wir ins flachere Südfrankreich. Atterissage Castelnaudary, harte Arbeit in starken Böen, genauso wenig einfach lässt sich unser Flugplan schließen, eine halbe Stunde telefonieren wir herum, die Zodiac muß angebunden werden.
Mangels Tiger im Tank sind die vorrangigen Bemühungen auf Sprit fixiert, Tankstelle leer, fragende Gesichter, dann tauchen aus der Hangarecke Kanister mit Autobenzin auf und sichern das nächste Leg. In der Fliegerkneipe feiern wir ein wenig mit den französischen Flugpionieren, es sind auch zwei Amerikaner da, so rein historisch betrachtet passen wir nicht so richtig dazu, trotzdem schön. Jemand fährt uns in die kleine Stadt, die feiern ja wirklich, wir landen in einer Brasserie. Delicieux. Zu Fuß zurück zum Aerodrome Castelnaudary mit Urlaubscharakter, Ausgleichssport, erzwungenermaßene körperliche Ertüchtigung.
Das nächste Leg ist ein wenig lang geraten, trotz des allgegenwärtigen Rückenwindes, schläfrige Besatzung, Kurs Nordost. Nach zwei Stunden kreuzen wir die Route unseres Hinfluges im Valee du Rhone, der Mistral schläft zur Abwechslung auch mal, Anflug auf Vienne Reventin, ein paar Minuten nördlich von St. Rambert.
Depression ist wohl das falsche Wort, aber immerhin keiner da, nur ein paar trostlos verlassene Hallen und eine Tankstelle dösen in südfranzösischer Sommerhitze. So richtig gelingt die Siesta nicht, mangelnde Aussichten Sprit zu bekommen erschweren optimistische Flugplanung, eher lustloses Blättern in einer der letzten Schepperson, neues Leg mit Fuelstopp in der falschen Richtung. Ein sich öffnendes Hallentor ändert die Situation erheblich, Aviateure betreten die Szene, es gibt Sprit und der ermöglicht Direktion Pontarlier.
Vorbei an den Schweizer Alpen, lange Steigflüge, die schon bekannten verzwickten französischen Luftraumstrukturen führen zu Kurs- und Höhenänderungen im Viertelstundentakt inmitten wunderschöner Landschaft. Pontarlier erwartet uns mit langem Asphaltstrich auf herrlich grüner Wiese.
Es gibt sie wirklich, diese Franzosen mit bescheidenem Lächeln und guten Manieren; einer von diesen schob unauffällig eine gepflegte LongEZ mit Einziehfahrwerk aus dem ebenso gepflegten Hangar und verließ damit ausgesprochen unauffällig das Vorfeld in Richtung Piste. Der tiefe Überflug war zu erwarten, aber nicht annähernd so beeindruckend, 150 Knoten mit lautgestelltem Lycoming, unglaublich; Sekunden später als Punkt am Horizont verschwindend, welcher sich anschließend vergrößerte um unspektakulär zur Landung anzusetzen. Keine Frage, trotz mangelhafter Sprachbegabung teilte ich unmissverständlich mein Anliegen mit, einmal, nur ein einziges Mal in diesem Leben mitzufliegen, koste es was es wolle; gleich, sofort. Es sollte nicht sein, Zulassung, Papiere, Schwerpunkt und so, ein wenig konnte der Pontarlier aus Pontarlier an der Bar darüber hinwegtrösten, aber nur ein wenig. Die wohl letzte Gelegenheit, französisch fulminant delicieux zu speisen ist eine ohne Gedanken an Abfluggewichte und möglicher Spätfolgen südfranzösischer Weine angemessene Würdigung der nun weit über 5000 Streckenkilometer und schon Frongraich zuliebe ein bißchen Fete Nationale.