10.07.2005 - Am Morgen des zweiten Tages ...
... lässt sich Kaffee organisieren, die Absetzmaschine ist schon in der Luft, wieder keine Flugleiter da, wie machen die das bloß, die können ja schon ganz alleine fliegen. „Span. CAVOK, loc. Hitzegew. mgl.+ Frankr 4/8 CU loc. CB“ meldet Christian, schon viel besser als der Beginn des Abenteuers vor knapp 24 Stunden.
AVGAS für die Zottige, ein wenig den französischen Flugpionieren zugeschaut, die fliegen auch so ganz alleine und zurück in die Luft, abwärts das Rhonetal mächtig angeschoben vom Rückenwind.
Weiße Kumulanten am Himmel, wunderschöne Landschaft zieht bei 195 Stundenkilometern über Grund unter uns durch. In elf Uhr taucht das Mittelmeer auf, keine Viertelstunde bis zur letzten Landung in Frankreich. Erste Siegesgefühle, FIS vermeidet rechtzeitig Langeweile im Cockpit: No landing, it´s a Military Airfield- wir sind flexibel, Kurs ein wenig weiter rechts, Perpignan Airport taucht vor der Nase auf. Anflugkarte nicht vorhanden, kleine Skizze im Sinkflug tuts auch, nur der straffe Wind bringt besorgte Gesichter nicht nur wegen zu befürchtender Landegebühr. Die Landung im erprobten Fluggerät ist harte Arbeit, gelingt, dann gibt’s Irritationen, Wohin Madame, What is an Ello Ein?
Nach des Rätsels Lösung parken wir neben den anderen Kleinen am Ende der Yellow Line. Dann: Crew Entry, We are the Pilots, Fullservice: Flugplan, Wetterkarten, Sprit, Whats Problem, can I help you? Zwischendurch verlassen wir die Sicherheitszone, Fastfood bei den Fußgängern in der Wartehalle. Unvorbereitet trifft uns der Schock der Landegebühr: 5,50€, ist soviel Glück an einem Tag überhaupt möglich?
Sofortstart um das Ganze nicht zu gefährden, nach wenigen Minuten schroffe Berge links und rechts, Zeit dem Land des guten Weins zu entfliegen. Spanien wir kommen und es wird nicht leicht: Girona Approach hat uns auf dem Radar, die Disskussion über unsere Flugroute führt Tobi letztenendes nicht gerade sanftmütig, nein, wir wollen nicht in das Gewitter vor uns und nach Girona schon gar nicht, wir wollen nach südwest und Moia gibt’s wirklich, steht sogar im Schepperson. „Leave your frequency“, wir sind entlassen, müssen wieder ganz alleine fliegen und tun´s einfach. Die Landschaft unter uns ist gefaltet, gelb mischt sich mit wenig grün, karstig trocken und mangels Aircondition schieben wir Kugelschreiber unter die Haubendichtung. Mehrmals finden wir den Platz der es dann immer noch nicht ist, noch ein Höhenzug, kleine Dörfer und dann noch einer. Eine kleine navigatorische Unsicherheit wächst, das Gewitter auf neun Uhr ebenso, endlich keine Zweifel mehr, Midfield, Platzrunde und im Endteil knapp über die Cafeteria, full Flaps, very short Landing man weiß ja nie.
Backtrack und schon ist die Siegerlaune in Gefahr: ein Polizeiwagen rollt auf das Vorfeld, zumindest ohne Blaulicht, gaaanz langsam rollen wir drauf zu. Ein ziviles Empfangskomitee begrüßen wir mit gemischten Gefühlen, nein, Guardia Civil komme jedes Mal wenn irgendwas landet, was sollen die machen bei soviel Langeweile. Also sind wir doch die Helden, setzen erstmals unsere Füße auf spanischen Boden, Aeroplans Blaus lädt uns in den Hangar ein, Flugplan schließen, schwatzen und die Senorita mit dem unwiderstehlichem Lächeln zeigt uns den Laden. Ein bisschen wie bei Muttern: Hangarplatz, Shuttel in die Stadt, Hazienda und Rücktransport werden organisiert, perfekto- selbst die Benzinfrage klärt sich. Die am steilen Abhang errichtete Ansiedlung versetzt uns ins Mittelalter mit unverputzten Natursteinwänden, schmalen gepflasterten Gassen. Keine Frage, Kolumbus muß hier gewohnt haben, wo kriegen wir nicht raus. Ein wenig drängeln muß ich schon, die kulinarische Frage ist ungelöst, el Touristique macht nicht satt. Das erstbeste Straßenrestaurant mit Sandwich auf der Karte wird verschmäht- der Kellner blickt uns säuerlich nach, das zweite hat kein Essen und das dritte ist zu. Der Hunger wird zum Stadtführer, zurück zum ersten Restaurant, diesmal Speisekarte umgedreht und wir finden das ersehnte landestypische Essen- Pizza, na ja zumindest die nördliche Breite stimmt. Christian sucht immer noch unsern Platz im Atlas, „Moja in keiner Karte, gib Großstadt lat und long“, leider wird Moia nicht mit J geschrieben- wir lassen ihn suchen. In Erwartung großer Taten blättern wir die nächste Schepperson auseinander, und machen einen langen Strich zwei Handbreit weiter südlich.