Flugclub Brauna - Februar 2002
Horst: Die Summe aller Wetter ist konstant. Abgesehen von 11 fast baugleichen Flugzeugen Marke C42 besteht der Flugclub Brauna neben seiner sehr landwirtschaftlich geprägten Infrastruktur aus den unterschiedlichsten Menschen die allerdings eins verbindet: Das Fliegen.
Nicht um seiner Bedeutung sondern vielmehr seinen Ansprüchen und natürlich Geltungsbewusstsein nachzukommen kann die Aufzählung der wichtigsten Leute in Brauna nur mit Horst Kny beginnen. Schon der Name ist Legende. Horst (sprich „Horscht“) zu Ehren (so man´s glaubt) heißen schließlich alle Fliegerkneipen nicht Lilienthalklause sondern Fliegerhorst. Altersbedingt oder nicht- ein Kauz, besonders wenn er sich am Boden befindet. Grundsätzlich weiß er alles besser- manchmal hat er dabei sogar recht. Die unendliche Bandbreite seiner Launen und die konsequente Verwendung ostzonaler Sonderbegriffe aus der guten alten Zeit („Liebe Fliegerkameraden“) machen ihn zum schillernden Mittelpunkt des Vereins. Außerdem ist er der örtliche Comco- Vertreter. Damit ist das Geheimnis der allzu gleichen Flugapparate in Brauna auch gelüftet.
Spätestens jetzt ist Uwe Baum zu nennen. Sein fliegerisches Talent verbindet er mit Vertrauen in seine Schüler und ist der beste Fluglehrer den ich kenne. Nur bei ihm merkt der Flugschüler, wer von beiden die Landung gemacht hat. Erklärungen zur Flugtheorie sind nachvollziehbar und machen Spaß. Klare Sprache: Grenzenloser Optimismus zu allen Wetterlagen („fliegbar“), eindeutige Bestätigungen („Nu genau“) und unmissverständlicher Ausdruck allen Unbills („Uferlos...“). Und ist der einzige, der einen Flug nachher auch brieft. Der lokale Schrauberstar ist Dieter Barthel. Allein diese Fähigkeit macht ihn unentbehrlich. Immerhin habe ich bei ihm das Fliegen gelernt. Wir hatten jede Menge Spaß, leider hätte man mehr draus machen können. Und so kam der erste Flug. Und der beginnt mit dem Besteigen des Pilotensitzes. Obwohl allen Beteiligten dieses Fluges natürlich klar ist wer heute eigentlich fliegt, schaue ich sehr verantwortlich nach vorn. Und natürlich kommt nun all die schon erlernte Theorie zur Anwendung. Nichts kann uns überraschen. Gemeinsam mit Dieter checken wir die Maschine. Handbremse ziehen, Höhenmesser einstellen, Benzinhahn, Hauptschalter, Benzinpumpe und beide Killschalter ein, Gas zurück, Chocke. Headset auf die Rübe, dann Starterknopf. Polternd und schrecklich laut springt der Rotax an. Das Flugzeug zittert und ächzt, alles klappert und scheppert bis es sich etwas beruhigt. Vorsichtig Bremse lösen. Gaaaanz langsam rollen. Schließlich ist das Flugzeug 12m breit und außerdem teuer und überhaupt steht irgendwo Horst Kny und wird sich Kommentare nicht verkneifen können. Wir rollen aus dem Fliegerclubgelände den kleinen Rollweg hoch, kreuzen die Autostraße und parken die Maschine zunächst neben der Piste. Der Motor muss warmlaufen. Schließlich wird für den Start die volle Leistung benötigt. Killschaltertest, Landeklappen auf erste Stufe, Sicherungsbolzen Rettungssystem. Nach ein paar Minuten rollen wir in die Piste, richten die Maschine sorgfältig genau in der Mitte der Bahn aus. Steuerknüppel in die Mitte. Zügig wird der Gashebel bis zum vorderen Anschlag bewegt, die Maschine rennt los. Ein leichter Linksdrall ist mit dem Seitenruder auszugleichen. Sekunden später hebt sich das Bugrad, dann löst sich das Hauptfahrwerk vom Boden. Maschine in ein- zwei Metern Höhe halten und Fahrt aufbauen. Steuerknüppel leicht zurück, steigen mit 110km/h. Die Fahrt wird nur mit dem Steuerknüppel reguliert, der Motor bleibt auf Vollgasbetrieb. Über dem Dorf ziehen wir das Gas zurück auf 4800 Umdrehungen. Gleichzeitig Nachdrücken- keine Fahrt verlieren. Rechtskurve, weitersteigen. Mit der linken Hand die Klappen einfahren- schön vorsichtig- sanft mit dem Knüppel nachsteuern. Horizontalflug. Das war alles perfekt- nur leider hat´s Dieter gemacht. Etwas schwer festzustellen, da der Steuerknüppel sich wie von Geisterhand bewegt- ob das der Wind war oder Dieter ist nicht herauszubekommen. Wir kurven ein bisschen herum, was anfangs schwierig ist. Kurve einleiten, Seitenruder- schön koordiniert- bis auf die Kugel, die ist nie in der Mitte. Kompasskurs erfliegen- jetzt weiß ich was Präzession ist- alles geht einigermaßen und wir fallen nicht runter. Und zurückfliegen soll ich jetzt, weiß aber nicht mehr wo der Platz ist. Schöner Schlamassel, aber immerhin erste Stunde. Landeanflug macht Dieter. Arbeitsteilung im Cockpit.