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Reisebericht eines Fliegerzeitungslesegeschädigten

5-Seen-Tour 2014

Unsere Tour 2014 führte uns an 5 landschaftlich schön gelegene Seen in Bayern, Baden-Würtemberg und in der Schweiz.

Bei der Routenplanung on Ground Level sind in Mitteleuropa und besonders in Deutschland viele Beschränkungs-und Gefahrengebiete sowie Hindernisse zu beachten, wodurch sich die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit zwar reduziert, die Gesamtkosten bei MOGAS-Nutzung aber trotzdem günstig bleiben. Die Kraftstoffberechnung ergab mit Sicherheitsreserve für diese Tour 230l.

Ich übernahm als PIC den linken Sitz, meine Frau, die ebenfalls seit mehreren Jahren im Besitz einer gültigen Lizenz für diesen Maschinentyp ist, für den zum Glück keine Medical-Nachuntersuchungen und ZÜP gemäß §7 LuftSiG nötig sind, begleitete mich.

Nach einem gewissenhaften Außencheck, Gurte anlegen, Türen verriegelt, Zündschalter ein (die Posileuchten nach vorn weiß, nach hinten rot, werden automatisch mit eingeschaltet), Triebwerk anlassen, Öldruck steht. Eine längere Warmlaufphase ist nicht nötig. Es konnte losgehen.

Meine Frau hatte das Wetter eingeholt, nochmal nach Bulletins geguckt und sich vorschriftsmäßig per Funk mit Zielangabe bei den Nachbarn abgemeldet.

Wir starteten am Sonnabend den 28.06.2014 unter VMC und bei CAVOK mit unserer gut ausgestatteten 5-sitzigen Maschine vom Typ F30 mit der Kennung Charly Bravo-Eco Lima triple one.

Wir hatten sie Ende 2012 beim ortsansässigen Musterbetreuer Neu in der Trendfarbe Schwarz gekauft.

Die besondere Konstruktion dieser Maschine, auf raumgreifende Tragflächen, Seiten-und Höhenleitwerk wurde komplett verzichtet, Triebwerk, Kabine und Gepäckfach (480l) sind hintereinander angeordnet, gestattet die Unterstellung in unserem direkt an unser Wohnhaus angebauten Hangar.

Die Maschine ist mit einem 9-Blatt temperaturgesteuerten Festpropeller unter der Cowling versehen, was enorm gute Lärmwerte bringt und hat auch mit einer Enteisungsanlage (Heckscheibe). Serienmäßig angebrachte beheizte Rückblickspiegel machen sich besonders im Schleppbetrieb gut. Die beiden Bugräder des Vierradfahrwerks werden parallel mit hydraulischer Servounterstützung über ein Ledersteuerrad angelenkt. Bei schlechter Sicht bieten die Xenon-Scheinwerfer, die allerdings als Sonderausstattung mit 1800.-€ berechnet werden, eine gute Rollbahn-und Pistenausleuchtung und machen so auch Nachtbetrieb möglich. VNE ist mit 127 kt (235km/h) angegeben. Für den Einsatz vorwiegend zur Personenbeförderung im geschäftlichen wie privaten Bereich hat sich dieser Typ auf Legs bis 500 Meilen (ca.900km) weltweit bewährt.

Da wir nur zu zweit unterwegs waren, konnten wir trotz vollem Tank (60l; Endurence 784km)  im Gepäckfach und auf den hinteren Sitzen fast uneingeschränkt Gepäck zuladen, ohne das MTOW zu überschreiten.

Es war meine erste längere Tour mit dieser Maschine und ich war gespannt, wie die Aktion ausgehen würde.

Mit 1,48m Kabinenbreite saßen wir side by side recht bequem. Das Funkgerät hatte ich während der gesamten Tour auf Standby bzw. Monitoring, um auf der ATIS- Frequenz (Auto trafic information system) über das Bordlautsprechersystem den Funk mitzuhören. Das Triebwerk lief so leise, dass sich Headsets erübrigten. Der größte Teil der Route war radarüberwacht. Mit veralteten Papierkarten und 2011er elektronischen Karten im Navy war die Vorbereitung zwar nicht ganz optimal, aber wir erreichten zielsicher alle Destinationen.

Mit dem 4-Zylinder 184PS-BMW-Motor mit elektronischer Einspritzung, der in unsere Maschine eingebaut ist, gehören Vergaservereisungen der Vergangenheit an. Er schnurrte die ganze Reise ohne Störungen zuverlässig dahin. Dass da noch Reserven sind, konnte man spüren. Die werden wohl erst abgerufen, wenn mal die vorhandene Schleppeinrichtung benutzt werden sollte.

Mit 14 l Kraftstoff  je Stunde waren wir mit dem Verbrauch äußerst zufrieden. Auf der gesamten Tour lagen auch jede Menge Tankstellen, an denen man MOGAS tanken konnte. So konnten wir auf die Mitnahme von Reservekanistern verzichten.

Unser erstes Leg ging bis Bad Wiessee am Tegernsee in Bayern. Der Taxiway führt direkt bis vor das Hotel Bellevue. Keine Lande-oder Abstellgebühren. Wie blieben zwei Nächte dort.

Sonntags besichtigten wir die um den See liegenden Orte Rottach-Egern, Gmund und Tegernsee.

Am Montag zeigte der GAFOR-Bericht X-Ray (Wolkenuntergrenze <500ft, Bodensichtweite <1,5km). Wir entschlossen uns trotzdem zu starten. Mittelstarker Regen schränkte die Sichtverhältnisse stark ein. Obwohl auf unserem Südkurs nur  geringes Verkehrsaufkommen gemeldet war, bemerkte ich plötzlich, weniger als einen km vor mir, eine langsame Militärfrachtmaschine. Ich reagierte sofort mit Querruder links, Gas rein, Fahrt aufnehmen und links vorbei. Aber ich hatte noch nicht einmal richtig ausgeleitet, kam schon wieder entgegenkommender Verkehr in Sicht. Querruder rechts und vorbei. Gerade nochmal gut gegangen.

Unser Ziel war Luzern am Vierwaldstätter See. Wir mussten zeitweise bis über 2400 ft AMSL gehen und erreichten Luzern noch vor Sunset.

Saftige Abstellgebühren von 22 Schweizer Franken (18.-€) je Nacht auf dem Vorfeld schmälerten meine Begeisterung etwas. Das Best Western Hotel in Luzern ist auch sonst keine empfehlenswerte Adresse. Egal, die eine Nacht werden wir überstehen.

Den Abend verbrachten wir in der Innenstadt, besichtigten die historische Altstadt und die weltberühmte Kapellbrücke aus Holz, die älteste Europas.

Ein gutes Abendessen mit Prosecco auf der Terrasse eines italienischen Restaurants bei sommerlichen Temperaturen bildete den Höhepunkt dieses Tages.

Tags darauf gings zwischen 1200 und 4500 ft AMSL weiter an die Südseite des Vierwaldstätter Sees. Stansstad zeigte sich als angenehm ruhiger Erholungsort. Das 4-Sternehotel Winkelried ist richtig gut. Bevor es am Mittwoch weiterging, machten wir noch eine Dampferfahrt auf dem See nach Luzern, wo wir zwar schon mal waren, aber jetzt hatten alle Geschäfte und Boutiquen geöffnet. Gekauft haben wir trotzdem nix. Nachmittags bei recht guten Sichtverhältnissen wieder durch die Alpen ohne vorherige Einweisung Richtung Zürich.

Kurz vor uns war eine Tandemmaschine gestartet, deren Pilot die Gefahren einer Steilkurve offensichtlich unterschätzte und eine harte Bruchlandung hinlegte. Die Maschine war Schrott, aber kein Personenschaden.

Wir kamen gut am Zürichsee an. Zürich ist eine tolle Stadt. In der Schweiz sind die Preise nicht nur durch die Währungsunterschiede (1€=1,22Franken bzw.1 Franken =0,82€) höher als in Deutschland. Das war aber nicht der Grund dafür, dass es am Donnerstag  weiter nach Konstanz ging. Diese Stadt am Bodensee wollte ich mir schon lange mal ansehen. Romantisch schöne Altstadtgassen.

Freitag weiter an den Starnberger See. Hotel Seeblick in Bernried zwei Nächte, eine davon in der Hochzeitssuite wegen Bemängelung des ersten Zimmers. Besichtigung der Orte Starnberg, Tutzing und der Roseninsel sowie Dampferfahrt auf dem Starnberger See. Meine Frau hatte sich diese Gegend mondäner vorgestellt, als wir sie antrafen. Allerdings gibt es in Starnberg ein ganz entzückendes Kindersachengeschäft unter dem originellen Namen „Schuhtingstar“.

Auf der Rücktour am Sonntag zeigte dann der Bordcomputer in ca. 600ft AMSL ein technisches Problem mit dem Fahrwerk an.

Jetzt zeigte sich der Nutzen von trainierten Notverfahren. Punkt 1: Ruhe bewahren.

 

Der richtige Grund für die Fehleranzeige ist bis jetzt nicht klar, das Fahrwerk ist für besonders lange Rollwege ausgelegt. Vielleicht ein Elektronikfehler, denn wir konnten gegen 17 Uhr problemlos zuhause landen. Die nächste 2-Jahresnachprüfung ist im Dezember 2015.

 

Erläuterungen für nicht eingeweihte:  

Maschine                                  http://de.wikipedia.org/wiki/Maschine

PIC

 

pilot in command = verantwortlicher Pilot    

Posileuchten

 

Positionsbeleuchtung

Bulletins

 

aktuelle Strecken-oder Zielinformationen

VMC

 

visual flight meteorological conditions = Sichtflugwetterbedingungen

CAVOK

 

clouds and visibility ok = Wolken und Sicht sind in Ordnung

Charly Bravo-Ecco Kilo 111

Kennung zur Identifizierung   

Cowling

 

Motorverkleidung

Endurence

 

Reichweite

MTOW

 

maximum take off weight = maximal zulässiges Startgewicht

Headsets

 

Kombination Kopfhörer mit Mikro  

MOGAS

 

Motor Gasoline, Autokraftstoff, der auch in einigen Flugzeugen verwendet wird

Taxiway

 

Rollbahn von der Parkposition zur Piste

GAFOR

 

General aviation forecast = Flugwettervorhersage

Ft

 

ft = Abkürzung für Fuß, Maßeinheit 1 ft = 30,48cm

AMSL

 

above main sea level = über dem Meeresspiegel

Sunset

 

Sonnenuntergang

Tandemsitzer

 

Pilot und Gast sitzen hintereinander

 

 

Autor: Joachim Tiede



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