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16.07.2007 - Deutschlandflug II

Görlitz- Pasewalk- Husum- Aachen- Konstanz- Schönberg- Görlitz

Borchert und Aaron einmal rund um Deutschland 1.200NM= 2.220km,

171km/h, 13 Stunden und 1 Minute

Den im Nebel abgewürgten vorjährigen Versuch des Deutschlandfluges tief ins Bewusstsein gegraben ist es nun einfache Materialermüdung welche sich böse grummelnd in den letzten Slot des Jahres hinsichtlich vernünftiger Sonnenzeiten schiebt. Vermeiden wir bloße Wiederholung schon geführter Diskussionen zur Ersatzteilproblematik- lösungsorientierte Methodik gab Anlass genug, optimistisch auf ein gutes Ende hoffen zu dürfen. Auch diesmal eine Light- Version im Gepäck um notfalls über Prag eine halbe Stunde einzusparen.

Diverse Schraubarbeiten, Telefonate, Wetterbeobachtungen, gefaltete Karten, eine genau berechnete Zeitreserve von 13 Minuten in der Long Version und eine sorgfältig vorbereitete Kaffeemaschine beenden den Tag davor um mit unselektiver Wahrnehmung einfach mal den Wecker auf ganz zeitig zu stellen. Letzteres erinnert doch ein wenig das Jahr zuvor und Erinnerungen an unnötige Wettererscheinungen und Magenprobleme beim Co. Dieser ist diesmal Aaron und eine gewisse Vorahnung macht sich breit.

Der Morgen nach schrecklich kurzer Nacht ist dann der Beginn eines minutengenauen Timings welches gleich mal durch eine falsch hangarierte Zlin 42 gefährdet wird. Erfreulich ist der dennoch punktgenaue Start in Görlitz- schließlich werden wir speziell erwartet.

Görlitz- Pasewalk

150NM= 278km, 183 km/h, 1 Stunde 31 Minuten

Seidenweich wie meistens am Ganzfrühmorgen schiebt sich die Diva nur von mäßigem Gegenwind behindert Pasewalk entgegen. In 2.000ft Kontakt auf Frequenz 2 mit LA und VE welche im präzisen Zeitplan eine Nebenrolle spielen. Nicht dabei ist FIS- ob schon die Sonne bereits vor Minuten fotografiert werden konnte.

Berlin passiert, knapp an der polnischen Grenze entlang- Zeit Pasewalk zu rufen. Ignoranz im Funk trotz PPR, weiter auf Kurs mit der Frage nach dem Vornamen dieser Landung zwecks Legalität. Alternate Tempelhof ist keine wirkliche Idee, Klappen und Fahrwerk raus hinab auf die Asphaltpiste und wiedermal ganz alleine gelandet.

 

Und wirklich ist niemand am Boden- verdächtige Stille. Erinnerungen an Spanien mit Schweinehirten und aufwändiger Spritorganisationen verdrängt, Lagerfeuerreste qualmen im schrägen Morgenlicht- Tower unverschlossen was ein paar fest schlafenden Segelfliegern zum Verhängnis wird. Endziel gefährdet- in seinem Auto kommt einer der Flieger zu sich um mich samt Kanistern zur nächsten Tankstelle zu bringen. Dies gelingt überraschend problemlos auf Kosten einiger wertvoller Minuten. Der Start hat dann die charakteristische Merkmale einer Flucht in den Westen was lediglich die Timeline harmoniseren soll und uns durch einen mäßigen Gegenwind erschwert wird.

Pasewalk- Husum

190NM= 352km, 167km/h, 2 Stunden 6 Minuten

Weite und tiefenscharfe Sichten, FIS auf Frequenz und immer noch ein wenig Heizung- Rostock zur Rechten, auf schnurgerader Linie zwischen Wismar und Rerik über die Ostsee nach Schleswig- Holstein. Bremen Moin Moin, Minicumulus und die Frage, ob das schon echte Wolken hinsichtlich horizontaler Abstände gem. LuftVO sind. Kiel überflogen, Dänemark gesichtet, Verlassen genehmigt, Husum gerade geöffnet erklärt auf 122,05 vorsichtshalber die im Nordteil verkürzte Piste.

Timeline gerettet, Landung im Zeitplan, Tanken, Stempel im Flugbuch und schon gefährdet ein Defekt am Towercomputer mit nicht druckbarem Beleg den Plan. Norddeutsch pragmatischem Lösungsansatz folgendend heben wir ohne zu Zahlen 21 Minuten nach der Landung mit vollem Tank ab.

Husum- Aachen Merzbrück

256NM= 473km, 166km/h, 2 Stunden 51 Minuten

Geradezu böswillig hat der Wind gedreht um nun wiederum genau auf der Nase zu liegen. EDR 13 nicht aktiv, Wattenmeer mit Ebbe, Elbe- und Wesermündung, Bremerhaven, allererste Thermik. Steigen verdirbt die Groundspeed und so pegeln wir uns auf 3.000ft ein. Die ETA wird unerfreulich verbogen und in Erwartung des nächsten großen Legs mit ähnlichem Kurs entwickelt sich die Lage absehbar zur schweren Störung. Dies verbessert die nun aufsteigende Tageshitze keinesfalls und ziemlich an gleicher Stelle wie vor einem Jahr färbt sich das Copilotengesicht gemäß gestriger Vorsehung in Farbton weiss RAL 9010. Auch der zeitweilig abgestürzte Transponder passt ins Vorjahresschema und so konzentriere ich mich einfach auf das Wesentliche: Fliegen- alleine Fliegen. Kleiner Umweg westlich Düsseldorf spart Sinken unter Charlies, rettet die Triebwerkstemperaturen und lässt die Niederlande rechts vorbeiziehen- die erste Tüte wird bereitgelegt. Der harten Thermik angemessene Indicated Speed drückt die vorhandenen Reserveminuten erstmals unter Null. 

Aachen präzise angeflogen, Platzrunde gespart, mit freundlicher Unterstützung der örtlichen Aviateure gleich ins Endteil. Avgas statt Mogas trotz gestrigem Telefonat reduziert das Budget, Co auf wackeligen Beinen wagt es laut über Pause zu sprechen. Striktes Verbot auch nur drüber nachzudenken, Sofortstart und trotz widriger Bedingungen nur 27 Minuten am Boden.

Aachen Merzbrück- Konstanz

236NM= 437km, 167km/h, 2 Stunden 37 Minuten

Vergessenes Bodenfoto und harte Thermik führen zu Kopfbewegungen des Copiloten welche um Tüten zu sparen besser vermieden worden wären- Triebwerk heiß, Gegenwind, krachende Thermik und alles außer Steigen über der Eifel. Squawk 7000, Schwatz mit FIS, überm Hunsrück Flugfläche 75 angepeilt um Hitze und Luftraum über Frankfurt- Hahn zu entkommen. Mit jedem mühsam gestiegenem Fuß Höhe sinken die Motortemperaturen auf akzeptable Werte. FL 66 überm Delta vom Ryan- Airport, bestes Gegenwindverhältnis seit dem Start- genau der richtige Moment für einen Transponderausfall. 

Um nicht gleich aufzufallen und Langen von Banalitäten zu entlasten schweige ich zunächst in der Sache- es gelingt nicht: „D-BB, Langen, ich habe kein Sekundärsignal von Ihnen, melden Sie Position, Kurs und Höhe“. Eine wohlüberlegte nette Argumentation gibt mich auf FL 75 frei, Karte und GPS kann ich wegpacken- FIS gibt mir gegen gelegentliche Positionsreports Kurse und Flugflächen mit Ziel Konstanz. Dies verschläft der Co und ein wenig einsam geworden überfliege ich Pfälzerwald, Military Ramstein.

Über Karlsruhe mit Frongroich unter der rechten Fläche darf ich dann wieder selber navigieren- angewiesen Direkt Sulzbach VOR in FL 70 mit Übergabe an FIS Zürich welches mich mit wunderbarer Komposition schweizerdeutschem Controllerinnenenglisch darüber in Kenntnis setzt, vom defekten Transponder zu wissen. Selbst unter Ausnutzung aller einzelnen Reserverminuten wird nach kurzer Rechnung klar dass die Long- Version zum Nachtflug mutiert

Zürich einen ökonomischen Sinkflug auf 3.000ft vereinbart, Copiloten geweckt und auf die verschlafenen Bundesländer und sonstigen Ereignisse verwiesen. Bodensee und Alpen am Horizont, mit abnehmender Höhe steigende Stimmung im Cockpit. Überlinger See, Insel Mainau passiert, Konstanz entdeckt und in unerwartet schwacher Thermik vorbildlich die Südplatzrunde abgeflogen, Short Final und ab auf die Graspiste.

Tankinhalt und Tütenvorrat aufgebessert, 38 Minuten Rückstand bedauert und angesichts mittlerweile erreichter 1.500km- Marke Kaffee und Cola bestellt- lindberg´sche Siegesgefühle irgendwo zwischen den Ohren. Long- Version endgültig canceled, Startvorbereitung zum vorletzten Leg- leider vergessen Karten rauszusuchen.

Konstanz- Schönberg

137NM= 253km 149km/h, 1 Stunde 42 Minuten

Sekunden nach dem Start die tolle Silhouette von Land, Bodensee und Alpen genießend wird ein Kurswechsel angesichts entdecktem Zeppelin überm Bodensee ohne Rücksicht auf verknappte zeitliche Ressourcen unvermeidlich. 

Karten suchen, Fotos, neuer Kurs weil Friedrichshafen mangels Flughöhe nur umflogen werden kann. Simsen mit Tobi überm Starnberger See zwecks Flugplan über Prag scheitern an infrastrukturellen Problemen wie nichtvorhandener Faxgeräte usw.. Alpenvorland unter uns, rechts die Berge selber, der Gegenwind stört nicht wirklich. München links dann Chiemsee rechts, Schönberg dann schon ein wenig gesucht- ein bisschen hat die Aufmerksamkeit nach mittlerweile elf Flugstunden nachgelassen. Kurze Piste, Dichtehöhenproblem berücksichtigt, an der Halbbahn sind wir fertig und rollen zur Tankstelle.

Überraschte Gesichter, die PPR kennt wieder keiner außer mir Freundlich verweist mich urbayrischer Tiefbass auf den AIS- Telefon- Joker was zu meinem ersten Do- It- Yourself- Handy- Flugplan inklusive ausreichender Antworten auf komplexe Themen wie Wirbelschleppenkategorien etc. und zur sofortigen Öffnung desselben führt.

Freundlich verweist mich urbayrischer Tiefbass auf den AIS- Telefon- Joker was zu meinem ersten Do- It- Yourself- Handy- Flugplan inklusive ausreichender Antworten auf komplexe Themen wie Wirbelschleppenkategorien etc. und zur sofortigen Öffnung desselben führt.

Schönberg- Görlitz

 231NM= 427km, 191km/h, 2 Stunden 14 Minuten

Backtrack und Start mit Kurs Nordost. Während dankbarer Verzückung angesichts greifbarem Ziels Dallach und Rotax gleichzeitig gedacht- welche doch erheblich zum Gelingen beitrugen- lässt sich Minuten nach dem Start wiederum der Transponder nicht aktivieren was die geplante Kommunikation mit München Information überdenken lässt. Die Anwendung erfolgreicher rhetorischer Manöver- gerade kaputt oh jeeh- a la Langen führt zur trockenen Feststellung seitens FIS, dass nicht nur Zürich und Langen sondern auch München um das Problem der BB wissen, der Transponder heute doch nicht das erste mal defekt sei. Zudem ich seit dem Abheben in Schönberg vor sieben Minuten auf dem Schirm sei aber eben ohne Sekundärsignal. 

Ein wenig peinlich berührt ob der Notlüge freut es mich angesichts angedrohtem Deppenwerfen über Deggendorf eine auf dem Radarschirm sicherlich überaus angemessene Umkurvung desselben einschließlich Donauquerung zu praktizieren was die Zeit schinden hilft, die Situation angesichts erforderlicher XXL-Flugflächen soweit zu retten, dass FIS mich fliegen lässt. Es gelingt und ist dann weniger meiner Argumentation als Nettigkeit von München zu verdanken. Drei Minuten vor Crossing Borderline überm Bayrischen Wald Kontakt Praha und zur Strafe kriege ich sofort einen Squawk und kann englisch die ganze Transpondergeschichte von vorn erzählen. 

Erste GratulationsSMS von LA und VE empfangen, überall böhmische Dörfer dann Prag, Unklarheiten in der Schepperson, kleiner Umweg über unseren Lieblingszeltplatz und eine falsch ermittelte Zeit des voraussichtlichen Grenzübertritts am VOR HDO sorgen für kurzweiligen Flug und interessante Kommunikation mit Prag welcher mich schnellstens wieder an München loswerden will. Heimat in Sicht, Flugplan geschlossen, frei zum Verlassen, „D-BB, Sie melden dann Eindrehen Endteil“ ist dann nach 1.200 Meilen die Meldung dies nur hier gibt: Zuhause. Der Tag endet mit liebevollem Streicheln des Spinners, Bier und Geschichten und dem festen Vorsatz, etwas ähnliches demnächst wieder zu tun.

 

Borchert und Aaron Pohle 15.07.07